Wortstellungen - OSV im Weltraum

1.

Wir sind es gewohnt, daß das Subjekt am Anfang eines Satzes steht, dann das Verb (Prädikat) folgt und danach das Objekt.

Schema: “Ich (Subjekt) liebe (Verb) sie (Objekt)” - sog. SVO-Stellung

Dies gilt in Hauptsätzen. In Nebensätzen erfolgt eine Drehung von Verb und Objekt. Hier verwendet das Deutsche die Wortstellung SOV.

Schema: Ich schenke ihr einen Ring, weil “ich sie liebe” - SOV-Stellung

2.

Dies entspricht auch unserem Sprach- und Stilgefühl. - Allerdings besteht in den letzten rund 10 Jahren die deutliche Tendenz, diese SOV-Stellung zumindest in einigen Fällen (z.B. nach Sätzen mit “weil”) in die herkömmliche SVO-Stellung umzudrehen.

Wie aufmerksame Sprachbeobachter sicher bemerkt haben, sprechen seit einiger Zeit immer mehr Menschen nicht mehr nach dem Schema:

Ich schenke ihr Blumen, weil “ich sie liebe”.

sondern nach dem Schema:

... , weil ”ich liebe sie”.

Man mag diese Entwicklung (wie auch der Autor) zu Recht als Sprachschlamperei kritisieren.

Ein Zyniker würde sagen: “Man hat bei einigen Leuten immer das Gefühl, sie müßten nach dem Wort “weil” eine Pause einlegen, um sich die mit “weil” eingeleitete Begründung zu überlegen. Hierdurch entsteht dann eine kleine imginäre Pause , so daß es legitim ist, dann sozusagen wie mit einem Hauptsatz fortzufahren.” (Seitdem jedoch immer mehr Menschen so sprechen, habe ich mir diesen Satz aber wieder abgewöhnt.)

Aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen ist diese Entwicklung aber m.E. nicht mehr. Dafür hat sie sich bereits zu sehr durchgesetzt. Selbst Fernsehredakteure sprechen inzwischen so. - Kommentar überflüssig!

Außerdem gehören derartige Veränderungen zur üblichen Entwicklung einer Sprache, was man kaum steuern kann.

Und schließlich dient sie auch dazu, eine der vielen Ausnahmeregeln im Deutschen (“SOV nach weil”) zu beseitigen und dadurch die deutsche Sprache etwas regelmäßiger (und damit auch leichter erlernbar) zu machen. - Künftig also: “SVO nach weil”

Besonders schön klingt es aber trotzdem nicht.

3.

Die SVO -Stellung gilt nicht nur in Deutschland. Fast alle indoeuropäischen Sprachen folgen diesem Schema. Insgesamt über 75 % aller Sprachen verwenden den SVO- oder SOV-Typ.

Alle 6 Wortstellungen, die logisch möglich sind, kommen auch tatsächlich vor. - Nachstehend eine kleine Übersicht:

 

                  Grundwortstellung
Wortstellungstyp Beispielsprachen
SVO “Kühe fressen Gras” Deutsch, Englisch, Französisch, Chinesisch, Suaheli
SOV “Kühe Gras fressen” Hindi, Türkisch, Japanisch, Koreanisch
VSO “fressen Kühe Gras” klassisches Arabisch, Walisisch, Samoanisch
VOS “fressen Gras Kühe” Nur einige vereinzelte Sprachen in der Südsee, im Kaukasus und in Mittel- und Südamerika (sicher unter 0,1 %). Trotzdem ist es bemerkenswert, daß diese “exotischen” Wortstellungen sich überhaupt entwickelt bzw. erhalten haben)
OSV “Gras Kühe fressen”
OVS “Gras fressen Kühe”

 

Daneben gibt es Sprachen mit freier Wortstellung (u.a. Latein und viele andere indoeuropäische Ursprachen, außerdem z.B. Navajo, Quechua, Fore).

Zumindest für spezielle, insbesondere literarische Zwecke kommen sämtliche 6 denkbaren Wortstellungen auch im Deutschen in Hauptsätzen vor (die Klassifizierung in SVO, SOV, ... - Sprachen bezieht sich nur auf Hauptsätze):

SVO - Der Mann liebt die Frau
OVS - Den Müller sah ich als erstes, nicht den Meier
VSO - Befiehl du meine Wege
OSV - Die Kranken Todesgrausen packt (liter., Trakl)
SOV - Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt (lit., Trakl)

4. OSV im Weltraum

 

“Ein seltsames Gesicht du machst.

Dein Vater er ist.

Krank ich bin geworden.

Stark ich bin dank der Macht.”

 

 

Konstruktionen nach dem Muster “Objekt-Subjekt-Verb” sind sehr selten. Hier wurden sie dazu verwendet, um der Sprechweise des Jedi-Meisters Yoda im Film “Die Rückkehr der Jedi-Ritter” (1983) einen besonders eigentümlichen Charakter zu verleihen.

Es handelte sich somit – ähnlich wie bei dem obigen Beispiel von Trakl – letztlich um ein stilistisches Hilfsmittel.