Glossar

Erläuterung wichtiger Fachbegriffe

Besonders wichtig für die Befassung mit Sprachen ist die Einteilung nach analytisch, agglutierend und flektierend :

Sprachbau Charakteristika typische Beispiele
analytisch (= isolierend) Alle Wörter sind unveränderlich, Endungen gibt es nicht grammatikalische Beziehungen werden durch die Wortstellung angezeigt. chinesisch, vietnamesisch
agglutierend Die Wörter setzen sich aus langen Abfolgen von Einheiten zusammen, wobei jede Einheit (Morphem) nur eine bestimmte Bedeutung hat. finnisch, türkisch, japanisch
flektierend (= synthetisch, fusionierend) Grammatikalische Beziehungen werden durch Veränderungen der inneren Struktur von Wörtern vermittelt (meist durch Flexionsendungen), die mehrere grammatikalische Bedeutungen auf einmal ausdrücken lateinisch, griechisch, arabisch

Adstrat
Einfluß, dem eine Sprache durch andere, gleichzeitig existierende Sprachen ausgesetzt ist.
Adstrate machen sich nur langsam in Form von grammatikalischen Einflüssen bemerkbar; am häufigsten treten sie im Bereich des Wortschatzes auf, z.B. als Fremdwörter, die später zu Lehnwörtern werden.

Affix
Vor- oder Nachsilbe zu einem Wort, um den Wortsinn zu verändern oder einen grammtischen Wechsel anzuzeigen. - Oberbegriff für Präfixe (vorgestellte) und Suffixe (nachgestellte Silben oder Laute)


agglutierende Sprachen
Sprachen, die durch die Ankettung von (häufig mehreren) Affixen an den Wortstamm gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zu flektierenden Sprachen ist die Struktur von agglutinierenden Sprachen leicht zu erkennen, da Wortstamm und Affixe klar erkennbare Formen und jeweils nur eine grammatische Bedeutung haben. Agglutierende Sprachen bilden häufig sehr lange Wortketten

Aspirat
behauchter Laut, der von deutlich hörbarem Atem begleitet wird (z.B. Tag - phon.: Thak)

B
behaucht
Laut, der von deutlich hörbarem Atem begleitet wird (z.B. Tag - phon. Thak)

Bilabiale
Konsonanten, die durch beide Lippen gebildet werden (im Deutschen: [p], [b], [m])

D
Dentale
Konsonanten, die durch Kontakt der Zungenspitze mit den Zähnen entstehen (im Deutschen: d, t, s, z)

Determinativa
“stumme”, d.h. nicht mitzulesende Bedeutungszeichen. Also Elemente, die zu Unterscheidungszwecken an Logogramme angebracht werden (= Teil eines Logogramms, das seinen Inhalt anzeigt). Bekannte Beispiele: in der altägyptischen Schrift

Diakritikum
Markierungen auf, über oder in einem Buchstaben abgebracht werden, um seinen Wert zu ändern (z.B. Akzente, im Französischen das Cedille, usw.)
Die diakritischen Zeichen wurden eingeführt, weil die nur begrenzt vorhandenen Buchstaben des lateinischen Alphabets bei weitem nicht ausreichen, um mit ihnen die Vielzahl unterschiedlicher Laute in den verschiedenen Sprachen darzustellen.

Dialekt
Mundart: räumliche Variante einer Sprache.
Dialekte sind nicht das Gegenteil einer "Hochsprache", vielmehr sind "Hoch-, Schrift- bzw. Standardsprachen" selbst lediglich Dialekte, die aus unterschiedlichen Gründen als allgemeinverbindlich erachtet werden (oder teilweise auch Kunstsprachen, die auf einem Dialekt beruhen). - Die Grenze zwischen Dialekt und Sprache ist fließend und Definitionssache. - Näheres hier  

Etymologie
Disziplin der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft, die Ursprung und Geschichte der Wörter einer Sprache erforscht und deren Form- und Bedeutungsänderungen zu erklären versucht. - Einige Beispiele:
- Bahre ist mit Bürde, Gebaren, Gebärde, gebären und Geburt verwandt und leitet sich von dem althochdeutschen bara - tragen ab
- Kaiser stammt vom lat. Caesar ab, der vermutlich von caedere = “fällen” (“töten”) gebildet wurde
- Quentchen geht auf lat. quintus zurück, das “der fünfte Teil” bedeutet
- der englische Butler war einmal der franz. “Mundschenk”, denn bouteiller kommt von franz. bouteille = Flasche
- das engl. town (Stadt) ist mit dem deutschen “Zaun” verwandt.

F
Flexion
Formwandel von Wörtern, um Kasus, Genus, Numerus, Tempus, Perso; Modus oder Aktionsart darzustellen (synthetische Sprachen).
Nicht flektierende Sprachen (z.B. das Englische) verwenden zur Darstellung grammatikalischer Beziehungen verschiedene Hilfswörter, wie Artikel, Präspositionen, Hilfsverben, usw. Ganz typische flektierende Sprachen sind Latein, Altgriechisch und Arabisch

Friktativ
Konsonant, bei dem durch die durchströmende Luft eine hörbare Reibung entsteht (im Deutschen: f, z)

geschlossen
Vokal, bei dem sich die Zunge in ihrer höchsten Position befindet, ohne eine hörbare Reibung hervorzurufen (z.B. [i], [u]). - In etwas geringerer Höhe erzeugte Vokale werden als halb-geschlossen bezeichnet.

G
Gutturale
Kehllaute

H
Hieroglyphen
Schriftsysteme, die überwiegend Piktogramme verwenden, z.B. Altgytisch,, der die Sprache der Majas

Homonyme, Homophone
Wörter mit gleicher Lautung (Aussprache), aber unterschiedlicher Schreibung, Herkunft oder Bedeutung

I
Ideogramm
Bild oder Symbol in einem Schriftsystem, das ein ganzes Wort oder einen ganzen Begriff, nicht nur einen einzelnen Laut darstellt

Iso'glos|se
auf Sprach- od. Mundartkarten: Verbindungslinie zwischen Orten mit dem gleichen Gebrauch von Wörtern od. mit gleichen anderen sprachl. Erscheinungen [<grch. isos „gleich“ + glossa „Zunge, Sprache“]

Isolierende Sprachen
Sprachen, in denen Wörter unveränderlich sind und grammatikalische Beziehungen durch die Wortstellung angezeigt werden (z.B. Chinesisch), auch analytische oder Wurzelsprachen genannt

Isolierte Sprachen
Sprachen, bei denen keine verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Sprachen festgestellt werden konnte

K
Kasus
(grammatikalisch:) In den flektierenden Sprachen derjenige Wortteil (meist Endung), der bei Substantiven, Adjektiven, Artikeln und Pronomen die grammatikalischen Beziehungen zu anderen Teilen im Satz angibt.
Die 6 lateinischen Kasus sind: Nominativ (Subjekt), Genitiv (Attribut), Dativ (durch das im Verb ausgedrückte Betroffene), Akkusativ (Objekt) und Ablativ (verschieden: Ort, Richtung, Instrument, ...). Einige Sprachen haben mehr Kasus (z.B. Ergativ, Lokativ), andere haben wesentlich weniger Kasus (im Sinne von Endungen) und umschreiben die grammatikalischen Beziehungen durch Hilfswörter (Artikel, Präpositionen, usw.)

Keilschrift
frühe Schriftsysteme mit keilförmigen Schriftzeichen (z.B. sumerisch)

Kentumsprachen
(westlicher, europäischer) Zweig der indoeuropäische Sprache, die den Laut [k] in Wörtern wie centum (= Hundert) erhalten hat. - Gegensatz: Satemsprachen, bei denen eine Lautverschiebung zur Aussprache des K wie S geführt hat.

Konjugation
Beugung: Formveränderungen des Verbs, vor allem durch die Person, Numerus (Singular / Plural), Tempus (Zeitform: Präsens etc.), Modus (Indikativ / Konjunktiv / Imperativ) und Genus (grammatisches Geschlecht).

Konjunktion
Bindewort: Wort, das Satzteile oder Sätze miteinander verbindet; Beispiele: wie, indem ("modale"), denn, weil ("kausale" ), dazu, damit ("finale Konjunktion").

Konsonant
Mitlaut, also ein Laut, der mit einem Vokal ausgesprochen wird: [b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, q, r, s, t, v, w, x, (y), z] - Gegenteil: Vokal (Selbstlaut). wie a, e, i, o, u.

Kreolsprachen
eine Pidginsprache, die für die Nachkommen der Erstbenutzer, also für die Kinder (durch Kreolisierung) zur Erstsprache der Sprachgemeinschaft geworden ist.

L
Labiale
Laute, die durch den aktiven Gebrauch mindestens einer der beiden Lippen erzeugt werden (([f]), [u]).

Lehnwörter
Aus einer fremden Sprache (“Geber”-Sprache) übernommene Wörter, die dem Vokabular der “Nehmersprache” hinzugefügt werden

Lingua franca
Handels- oder Verkehrssprache unter Völkern mit verschiedener Sprache

Logogramm
ein Zeichen, das für ein Wort steht (wie z.B. im Chinesischen)

M
Mischsprachen
Sprachen, die auf 2 oder mehrere Vorfahren der Sprachfamilie zurückgehen

Morphem
kleinster Wortbestandteil mit einer eigenständigen Bedeutung (meist eine Silbe, in den ostasisatischen Sprachen jedoch oft auch ein einziger Buchstabe)

Morphologie
Studium der Struktur der Wörter und ihrer Komponenten

N

O
offen
Vokal, der mit der Zunge in ihrer tiefsten Position erzeugt wird ([a]). Die mit einer etwas höheren Zungenhaltung erzeugte Vokale bezeichnet man als halb-offen

P
Palatal
mit der Zunge in der Nähe (bzw. unter Berührung) des harten Gaumens erzeugter Laut

Partikel
nicht deklinierbares Wort. Oberbegriff zu vier Wortarten: Adverb ("jetzt"), Präposition ("vor"), Konjunktion ("und") und Interjektion ("ach!").

Pharyngal
im Rachen (griech. Pharynx) erzeugte Laute (häufig im Arabischen)

Phoneme
die kleinsten bedeutungsunterscheidende Elemente in jeder Sprache (z.B. Deutsch: m in mich und d in dich)

Pidginsprachen
Kommunikationssysteme, die zwischen Menschen entstanden sind, die keine gemeinsame Muttersprache haben, aber miteinander sprechen wollen (z.B. zum Aufbau von Handelsbeziehungen oder (historisch) wegenVerschleppung. Typisch sind somit relativ einfache Strukturen und beschränkte Anwendungsbereiche (z.B. Handel). - Für die Nachkommen dieser Sprachgemeinschaft wird diese vereinfachte, aus der Not geborene Behelfssprache dann zur Muttersprache (sog. Kreolsprachen)

Präfix
Affix, das einer Wurzel vorangestellt ist (un-freundlich), vgl. Suffix

Pronomen
Fürwort: ein Wort, das für eine Person, Sache, Handlung, Eigenschaft etc. steht und ein Substantiv bzw. Hauptwort ersetzt; Beispiel: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie.

R
Rekonstruktion
vergleichende Analyse bestehender Texte zur Ermittlung eines früheren, nicht dokumentierten Stadiums einer Sprache (auch zur Ermittlung der Verwandtschaft mit anderen Sprachen)

Reibelaute
(Frikativa) Konsonanten, bei denen 2 Sprechwerkzeuge (z.B. Lippen, Zunge, Gaumen) so nahe zusammenkommen, daß die durchströmende Luft eine hörbare Reibung erzeugt ([f], [z]).

S
Sanskrit
Die klassische Literatur- und Gelehrtensprache Indiens und die heilige Sprache der Brahmanen. Sie gehört zum indischen Zweig der indoiranischen Sprachen, einer Untergruppe der indogermanischen Sprachen. Sanskrit wird in der Devanagari- Schrift geschrieben.

Satemsprachen
(östlicher, asiatischer) Teil der Indoeuropäischen Sprache, die das [k] in Wörtern wie centum durch [s] ersetzt hat. - vgl. Kentumsprachen

schwaches Verb
Verb, das das Präteritum (Vergangenheitsform) durch ein Suffix bildet (sag-en, er sag-te), im Gegensatz zu einem starken Verb, das den Vokal der Stammsilbe ändert - vgl. starkes Verb (s. u., mit Bsp.)

Semantik
Die Semantik untersucht die Bedeutung von Sprache. Ziel ist die systematische und objektive Untersuchung der Bedeutung von Wörtern im Hinblick auf möglichst viele Äußerungen und Sprachen.

Silbenschrift
Schriftsystem, dessen Symbole für Silben stehen (statt für Buchstaben, wie in einer Buchstabenschrift)

Sprachenwechsel
wenn Sprecher einer Sprache eine andere annehmen (oft ein ganzes Volk)

Sprachfamilie
Gruppe von Sprachen, die auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen

starkes Verb
Verb, das im Präteritum (Vergangenheitsform) den Wurzelvokal (= Vokal im Wortstamm) ändert (er singt, er sang). -
Gegensatz: schwache Verben, die das Präteritum durch ein Suffix bilden.-
Die starken Wörter sind wesentlich älter. - Die Tendenz geht zur schwachen Präteritumsbildung
Bsp.: backen - stark: er buk (altertümlich), weiterentwickelt zu: er backte (schwach)

Stimmbänder
2 Bänder im Kehlkopf (Larynx), die als Schwingungsquelle für Sprachlaute dienen

stimmhaft
Laute, die mit Schwingungen der Stimmbänder erzeugt werden - [b], [z], [a]

stimmlos
Laute, die ohne Schwingungen der Stimmbänder erzeugt werden - [f], [p]

Suffix
Ein oder mehrere Laut/e, die einem Wort nachgestellt werden, um seine Bedeutung zu verändern oder einen grammatikalischen Wechsel anzuzeigen (z.b. deutsch: e in Tisch-e), vgl. Affix

Syntax
Lehre vom Bau des Satzes

Synonyme
unterschiedliche Wörter, die in einem bestimmten Kontext (Zusammenhang) die gleiche Bedeutung haben (z.B. Sonnabend und Samstag)

T
Tonsprachen
Sprachen, die zur Unterscheidung von Wörtern unterschiedliche Tonhöhen benutzen (mehr als die Hälfte aller Sprachen!). Die Unterscheidung kann die Wortbedeutung oder die grammatikalische Funktion betreffen.

U

V
Verschlußlaute
Konsonant, der durch einen vollständigen Verschluß im Vokaltrakt erzeugt wird ([p]), also durch Verschließen der Lippen

Vokalharmonie
bedeutet, daß nur Vokale derselben Klangfarbe in einem Wort auftreten können. Die Vokale der Suffixe (Nachsilben) werden so verändert, daß sie mit der Klangfarbe des Wurzelvokals übereinstimmen. Typisch für die altaischen Sprachen

W
Wortarten
Herkömmlich werden Wörter in Wortarten unterteilt::
- Nomen Mann, Auto, Jugend
- Pronomen er, sie, es, wer
- Adjektiv schön, klug, fünf
- Verben leben, sein, haben (diese 2 sind auch wichtige Hilfsverben)
- Präpositionen in, unter, mit
- Konjuktionen und, wenn, weil
- Adverbien bald, oft, nur
- Interjektionen ach!, iih !, pfui !

Z