Tschechisch

Die tschechische Sprache wird von den meisten Bewohnern der Tschechischen Republik gesprochen. Sie wird in lateinischen Buchstaben geschrieben und zählt neben Slowakisch, Polnisch und Sorbisch zum westlichen Zweig der slawischen Sprachen.

Slowakisch, die Sprache der Slowakei, besitzt große Ähnlichkeit mit dem Tschechischen. Zwischen Slowaken und Tschechen gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten.

Sowohl die Tschechen als auch die Slowaken gebrauchten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die tschechische Schriftsprache. Von diesem Zeitpunkt an wurde eine eigenständige slowakische Schriftsprache entwickelt, die auf einem mittelslowakischen Dialekt beruht. Im heutigen Gebrauch weisen die beiden Sprachen nur geringfügige phonetische und syntaktische Unterschiede auf. Das Slowakische hat einen etwas älteren Lautstand, während das Tschechische ein älteres Flexionssystem benutzt.

Das Tschechische unterscheidet sich von anderen slawischen Sprachen durch ein besonderes Intonationsmuster im Satz, die Betonung der Wörter auf der ersten Silbe, das Fehlen von Elisionen (Lautauslassungen aus Gründen des Wohlklangs), den Gebrauch des lateinischen statt des kyrillischen Alphabets, die ungewöhnlich freie Wortstellung und die Häufigkeit des stimmhaften r und l.

Bis zum 11. Jahrhundert schrieben die Tschechen in Kirchenslawisch, der ersten slawischen Schriftsprache, die von Kyrill für die Missionierung von Großmähren (die heutige Slowakei und die östlichen Gebiete Tschechiens) entwickelt wurde.

Im 11. Jahrhundert fanden zwei wichtige Einschnitte in der Geschichte der tschechischen Sprache statt: In Böhmen, Mähren und der Slowakei ersetzte das Lateinische das Kirchenslawische in Liturgie und Literatur, und die regionalen slawischen Dialekte entwickelten sich zu eigenständigen Sprachen.

Nach Hunderten von Jahren, in denen das Tschechische geringschätzig als Bauernsprache galt, standardisierte der böhmische Kirchenreformer Jan Hus im 14. Jahrhundert die tschechische Orthographie. Seine Stellung als Nationalheld verhalf der bäuerlichen Mundart, die er gebrauchte, zu neuer Bedeutung. Hus’ Werk wurde im 15. und 16. Jahrhundert von der Brüdergemeinde, einer protestantischen Sekte, die später unter dem Namen Böhmische Brüder bekannt wurde, vertieft und weiterentwickelt. Die Schriften dieser Sekte stabilisierten die tschechische Sprache und bestimmten ihre Zukunft als Schriftsprache. 1593 wurde die tschechische Bibelübersetzung zum allgemeinen Sprachstandard.

Abgesehen vom Anwachsen des Wortschatzes haben sich das Tschechische und das Slowakische seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr einschneidend verändert. Das moderne Tschechisch verfügt bei den Hauptwörtern über sieben Fälle, bei den Verben über drei Personen, drei Zeiten (Vergangenheit, Präsens und Futur) und drei Modi (Indikativ, Imperativ und Konjunktiv).

Quelle: MS Encarta

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